PROJEKT

Kriegsfolgen gemeinsam überwinden
Zivilgesellschaftliche Konfliktbearbeitung in der Ukraine und weiteren osteuropäischen Konfliktregionen
Der andauernde Konflikt in der Ostukraine stellt die ukrainische Gesellschaft vor wachsende Herausforderungen. Neben den unmittelbaren Kriegsereignissen, – wie die zu beklagenden Toten und Verwundeten, Folter und Vertreibung – werden die Langzeitfolgen des Krieges immer sichtbarer.

Was wir tun:

Wir unterstützen insbesondere die ukrainische Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der aus dem Krieg in der Ostukraine resultierenden gesellschaftlichen Folgekonflikte in sechs Arbeitsbereichen / Projektkomponenten:

Bearbeitung von kriegsbedingten Traumata

• Strategien gegen häusliche Gewalt als Kriegsfolge

• Dialog- und Friedensarbeit mittels Forumtheater

• Bewältigung konfliktbedingter Diskriminierungen

• Integration von Binnenvertriebenen

• Soziales Unternehmertum in der Konfliktnachsorge

Warum wir es tun:

Viele Menschen in der Ukraine sind durch den Krieg direkt oder indirekt von Traumatisierung betroffen. In der Gesellschaft lässt sich ein kriegsbedingter Anstieg von häuslicher Gewalt beobachten, der sich durch alle Schichten zieht. Zwischen Binnenvertriebenen und den lokalen Aufnahmegesellschaften kommt es zu sozialen Spannungen, Kriegsrückkehrer müssen in die Gesellschaft re-integriert werden. Die mittel-und unmittelbare Kriegsbetroffenheit weiter Teile der ukrainischen Bevölkerung ruft soziale Konflikte hervor. Vor allem Binnengeflüchtete sowie (ehemalige) Kriegsteilnehmer und ihre Familienangehörigen müssen vermehrt Erfahrungen von Diskriminierung machen. Diese Auswirkungen des militärischen Konfliktes in der Ostukraine bergen vielfältiges neues Konfliktpotential in sich.

Für wen wir es tun:

Die Zivilgesellschaft in der Ukraine ist gegenwärtig die zentrale gesellschaftliche Kraft, die versucht, diesen zahlreichen Problemen und Konflikten auf effektive Weise zu begegnen. Nichtregierungsorganisationen, Initiativen und Aktivist_innen leisten die so dringend notwendige Unterstützung der von Krieg und Gewalt Betroffenen. Sie sind es, die humanitäre Hilfe verteilen, Menschen aus dem Kriegsgebiet evakuieren, Binnenflüchtlingen bei der Wohnungs- und Arbeitssuche helfen und Dialoge zur Lösung der genannten sozialen Kriegsfolgekonflikte initiieren.

Die kostenfreien traumatherapeutischen Angebote für die Bevölkerung sind auf das ehrenamtliche Engagement von Psycholog_innen zurückzuführen, von denen aber nicht alle über die dringend benötigte Qualifizierung verfügen. Zugleich nimmt als Folge der seit zwei Jahren andauernden permanenten Belastung der Zivilgesellschaft das Burn-Out-Risiko weiter zu und hat das ehrenamtliche Engagement deutlich abgenommen.

Die erwähnten Probleme, die in der Ukraine derzeit hochaktuell sind, sind auch in anderen derzeitigen oder ehemaligen Konfliktgebieten der Region zu finden. So kennen zivilgesellschaftliche Organisationen im Nord- und Südkaukasus (z. B. in Georgien und Armenien, den Ländern von zwei unserer Projektpartner) die Probleme und sozialen Spannungen, die aus einer ungenügenden Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten erwachsen oder das Problem der kriegsbedingten häuslichen Gewalt. Diese Länder haben bereits, wie mittlerweile auch die Ukraine, eigene effektive Lösungsansätze entwickelt und verfügen über jeweils spezifische Erfahrungen und Kompetenzen in der Konfliktnachsorge.
Projektziele

Unterstützung und Vernetzung

Mit dem Projekt Kriegsfolgen gemeinsam überwinden unterstützen wir insbesondere die ukrainische Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der aus dem Krieg in der Ostukraine resultierenden gesellschaftlichen Konflikte. Aktivist_innen der Zivilgesellschaft werden gezielt durch Wissen und Erfahrungen aus anderen osteuropäischen (Nach-)Kriegsgebieten in Konfliktbearbeitung und Dialogarbeit professionalisiert.

Austausch und Erfahrungstransfer

Fachlicher Austausch und Erfahrungstransfer mit und zwischen den Zivilgesellschaften Georgiens, Armeniens und des russischen Nordkaukasus unterstützen auch diese in der lokalen Konfliktnachsorge und Friedensarbeit und vernetzen sie gezielt miteinander. Das so begründete Netzwerk zivilgesellschaftlicher Akteure der Konfliktbearbeitung und Friedensarbeit aus osteuropäischen (Post-)Konfliktregionen ermöglicht gemeinsame und bessere Lösungsfindungen und fördert langfristig den Friedensprozess in der gesamten Region.
Grundprinzipien
Die Arbeit des Projektes ist durch die folgenden vier Merkmale gekennzeichnet:

  • Länder- und fachübergreifender Erfahrungs- und Wissenstransfer zwischen osteuropäischen (Post-)Konfliktregionen in der zivilgesellschaftlichen Konfliktbearbeitung und Friedensarbeit
  • Aus- und Weiterbildung von ukrainischen zivilgesellschaftlichen Multiplikator_innen in Konfliktnachsorge und Dialogarbeit
  • Sofortige Umsetzung neuer Kenntnisse und Methoden in die Praxis
  • Langfristige Etablierung eines NGO-Netzwerkes zur regionalen Friedensarbeit in Osteuropa
Projektpartner
Kriegsfolgen gemeinsam überwinden wird von August 2016 bis Oktober 2018 vom Deutsch-Russischen Austausch e.V. (DRA ) gemeinsam mit der der ukrainischen Organisation „Kraina Vilnih Ludej“ mit Sitz in Kramatorsk und Lviv realisiert. Des Weiteren arbeiten wir mit den folgenden Partnerorganisationen zusammen: „Unsere Zukunft“ in Saporozhije (Ukraine), Caritas Armenien in Gyumri (Armenien), der Stiftung „Sukhumi“ in Kutaisi (Georgien), der East Europe Foundation in Kiew (Ukraine) sowie dem ChildFund Deutschland.

In einzelnen Themenbereichen kooperieren wir mit dem „Zentrum Überleben“ (ehemals Behandlungszentrum für Folteropfer)  und „Perspektivwechsel Plus“ in Berlin sowie dem Berliner Institut für Konflikttransformation und Dialogarbeit „re-flow“.

Mit dem Projekt setzt der DRA e.V. seine Friedensarbeit und Konfliktnachsorge in der Ukraine fort, die er in den beiden Vorgängerprojekten „Empowerment von Menschenrechts-NGOs aus der Süd- und Ostukraine“ und „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden – Schulungen zur Bewältigung der Kriegsfolgen“ (2014-2016) begonnen hat, und entwickelt sie gemeinsam mit seinem multinationalen Partnernetzwerk weiter.

Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gefördert.