Im Laufe der einen Woche besuchten die 6 TeilnehmerInnen aus Georgien, Armenien, der Ukraine und dem Russischen Nordkaukasus insgesamt 2 Akteure der Integrationsarbeit in den folgenden armenischen Städten und Regionen: Jerewan, Dilidschan, Gjumri und Etschmiadsin. Die Organisationen beschäftigen sich aktuell mit Fragen der Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten, mit Migrationsprozessen in Armenien sowie dem Thema der Konfliktbearbeitung beschäftigen. Gemeinsam mit internationalen Partnern realisieren sie insbesondere Projekte zur Integration der 206 vor den Kriegshandlungen in Berg-Karabach geflüchteten sowie der zahlreichen armenischen Syrer, die vor dem Krieg in Syrien geflohen sind und fliehen und zum großen Teil aus Aleppo stammen.
Der schwelende militärische Konflikt um die Region Bergkarabach, der zuletzt 206 zu aktiven militärischen Auseinandersetzungen geführt hat, macht zudem die Integration immer wieder neuer Binnenvertriebener durch die armenischen Organisationen nötig. Eine weitere große Herausforderung vor der die armenischen NGOs und die gesamte armenische Gesellschaft stehen, ist die beständige Emigration von jungen und qualifizierten Armeniern auf Grund der ökonomisch schwierigen Lage.
All diese Themen sowie die verschiedenen Reaktionsstrategien auf diese Probleme besprachen die TeilnehmerInnen unserer Reise mit den armenischen NGOs sowie dem armenischen Ministerium für Diaspora und dem Vertreter
des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen, Christoph Bierwirth.
Im Ministerium für Diaspora in Jerewan erhielten die ReiseteilnehmerInnen Einblicke in die staatlichen Programme zur wirtschaftlichen Integration der armenischen Syrer. Die staatlichen Programme zielen im besonderen Maße auf die Gründung kleinerer und mittlerer Unternehmen durch die Geflüchteten, widmen sich der beruflichen Qualifikation und Weiterbildung dieser Menschen und fördern außerdem die Heimarbeit von geflüchteten Frauen.
Das UNHCR präsentierte seine eigenen Integrationsprojekte in Armenien sowie seine Koordinationsfunktion für die sektorübergreifende Zusammenarbeit der armenischen NGOs. Der Vertreter des Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen Christoph Bierwirth, betonte hierbei insbesondere auch die Wichtigkeit des individuellen Dialogs zwischen den Menschen in Armenien und Aserbaidschan sowie das Wieder-Aufgreifen früherer zwischenmenschliche Beziehungen für den Friedensprozess in der Region.
Außerdem wurden folgende 0 armenische NGOs besucht: Caritas Armenien (Jerewan), Zentrum für die Entwicklung des kleinen und mittleren Unternehmertums Armeniens (Jerewan), Union der syrischen Armenier, gemeinnützige Wohltätigkeitsorganisation „ALEPPO“ (Jerewan), und NGO „Mission Armenia“ (Jerewan), Vorsitzender der vertriebenen Gemeinde aus Artsväschen (Chambarak), Sacharov-Menschenrechtszentrum, Zentrum „Emily Aregak“ für Kinder mit Behinderungen, Schweizer humanitäre Stiftung „KASA“ (Gjumri) und NGO „Runder Tisch“ (Etschmiadsin).
Die Hospitationsreise nach Armenien war die dritte und somit letzte Hospitationsreise unserer Projektsäule „Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten“. Ziel der Reisen, die in die Ukraine, nach Georgien und Armenien stattfanden, war und ist die gemeinsame Erarbeitung neuer Integrationskonzepte und die Entwicklung neuer Projektideen zur Lösung von Integrationsproblemen in den jeweiligen Ländern sowie mögliche Kooperationen und Vernetzung dieser Zivilgesellschaften miteinander.
Im Anschluss und als Resultat dieser Reisen entsteht eine viersprachige Informationsbroschüre über erfolgreiche Integrationspraktiken in den vier an den Reisen beteiligten Ländern: die Ukraine, Armenien, Georgien und Russland (Nordkaukasus).
Eindrücke von den Begegnungen mit den armenischen NGOs können hier gewonnen werden:
Caritas Armenien: http://roundtable-act.am/en/news/item/37-meeting-with-caritas-armenia
Ministerium für Diaspora: http://www.mindiaspora.am/en/News/5504
Mission Armenia: https://www.facebook.com/MissionArmenia/posts/75788757845835
«ALEPPO» – Compatriotic Charitable Organization: http://www.aleppo-ngo.org/overcoming-the-consequences-of-war-together-project-participant-organizations-visit- aleppo-ngo/
The post Internationaler Erfahrungsaustausch zum Thema „Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten“ in Armenien first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>Zentrale Themen der 6-tägigen Reise waren u.a.: die Unterstützung von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen bei der Arbeitssuche, der beruflichen Neuorientierung sowie in Rechtsfragen, die Dialogarbeit und Jugendbildung im Bereich der Konfliktprävention, das Soziale Unternehmertum als ein Instrument der Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten sowie die Rolle und der Einfluss von Frauenorganisationen in Friedensprozessen.
Auf der Reise wurden 0 NGOs in Kutaisi, Batumi, Poti, Tbilisi und Zugdidi besucht. Ausgewählt wurden diese Regionen, da hier eine große Zahl von Binnenvertriebenen lebt und die örtlichen NGOs daher über viel Erfahrung und erfolgreiche Praktiken in der Integrationsarbeit verfügen.
Die Teilnehmer_innen der Hospitationsreise lobten die Arbeit der georgischen NGOs als gut koordiniert und waren von den kreativen Ansätzen der georgischen NGOs und der guten Kooperation dieser mit staatlichen Institutionen beeindruckt: „Ich war sehr beeindruckt von der Teamarbeit der georgischen Organisationen, die gut miteinander kooperieren, die Herausforderungen an den Staat klar definieren und erfolgreich die Probleme der Binnenvertriebenen lösen“, beschreibt ein Teilnehmer der Reise seine Eindrücke.
Einen kleinen Einblick von der Hospitationsreise vermittelt der Fernsehbeitrag des georgischen Lokalsenders „Die neunte Welle“: Dieser filmte das Treffen mit der georgischen NGO für Binnenvertriebene aus Abchasien „Lasika“ in der Hafenstadt Poti.. Interviewt werden in dem Beitrag die georgische Teilnehmerin Christine Kilanava von der Organisation „Imedi“, die Vertreterin desukrainischen Hauptpartners des Projektes „Kraina Viljnih ljudej“, Nadezhda Homenko, und die Vertreterin des DRA e.V und Leiterin des Projekts Maria Slesazeck.
Die dritte und letzte Hospitationsreise findet im September nach Armenien statt. Dort werden die Aktivist_innen dann die Möglichkeit bekommen, die Arbeit der armenischen Zivilgesellschaft im Bereich der Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten kennenzulernen und zukünftige gemeinsame Projektinitiativen zu besprechen.
The post Erfahrungsaustausch in Georgien: Zivilgesellschaftliche Organisationen aus Armenien, Georgien, der Ukraine und dem Nordkaukasus besprechen effektive Strategien zur Integration von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>
Diese wertvollen Erfahrungen und Kenntnisse im Bereich der Integration aus 4 verschiedenen Konfliktregionen konnten nun ausgetauscht werden: An der ersten von drei Hospitationsreisen in die Ukraine von 9. bis 26. Mai 207, zum Thema „Effektive Strategien der Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten“ , nahmen 20 Vertreter_Innen unterschiedlicher zivilgesellschaftlicher Organisationen aus der Ukraine, Armenien, Georgien und dem Nordkaukasus teil. Die zentralen Ziele der Hospitationsreisen sind zum einen der Austausch und die Analyse effektiver Ansätze und Methoden zur Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten, die auf den Erfahrungen der Teilnehmenden basieren, sowie zum anderen die gemeinsame Erarbeitung neuer Integrationskonzepte für die einzelnen Länder sowie möglicher zukünftiger Kooperationen.
Während der 7-tägigen Hospitationsreise durch mehrere Gebiete der Ukraine hatten die Teilnehmer_Innen die Gelegenheit, verschiedene ukrainische zivilgesellschaftliche Organisationen kennenzulernen. Diese präsentierten ihren erfolgreichen Projekte zur Integration von Binnenvertriebenenen und diskutierten mit den ausländischen Gästen mögliche Lösungsansätze für aktuelle Probleme. Insgesamt wurden während der Bildungsreise zivilgesellschaftliche Organisationen in 5 Städten in der Charkiwer-, Donezker und Tscherkassy-Region, Odessa und dem Kyiver Gebiet besucht, alles Gebiete, die in den letzten drei Jahren die höchste Zahl an Binnenvertriebenen aufgenommen haben.
Vertreter_Innen der ukrainischen NGOs haben den Gästen ihre Organisation gezeigt und ihre aktuellen Aktivitäten im Bereich der Integration von Geflüchteten wie beispielsweise die Organisation von humanitärer Hilfe (Lebensmittel, Kleidung, Medikamente) für Binnenvertriebene und Menschen, die im Kriegsgebiet leben, die Organisation von psychosozialer Unterstützung, juristischer Hilfe Unterstützung bei der Arbeitssuche und beruflicher Neuorientierung sowie die Organisation kultureller und bildungspolitischer Veranstaltungen .
Die Hospitationsreise wurde mit dem Besuch der Stadt Kyiv abgerundet –die seit Kriegsbeginn eine große Zahl an Binnenvertriebenen aufgenommen hat. Hier haben die Teilnehmenden drei weitere zivilgesellschaftliche Organisationen besucht, es wurde ein Evaluationsabend durchgeführt und die Teilnehmenden konnten die gesammelten Erfahrungen in der Integrationsarbeit und der Unterstützung von Binnenvertriebenen und Geflüchteten ausführlich untereinander austauschen. Dabei waren die ausländischen Gäste besonders vom außergewöhnlichen Engagement der Aktivist_Innen- und Volontäre beeindruckt, die sich – trotz der wenigen Jahre ihres Schaffens – mit einer bedeutsamen Anzahl an sozialen und humanitären Kriegsfolgeproblemen auseinandersetzen und diese regulieren. Doch blieben den Gästen die psychischen Auswirkungen dieses Engagements nicht unbemerkt: Neben der allgemeinen Müdigkeit kämpfen die ukrainischen Mitarbeiter_Innen und Volontäre mit Burn-Out-Symptomen, da sie sich seit drei Jahren ununterbrochen im Einsatz befinden.
Es ist daher besonders wichtig, solche Treffen auf internationaler Ebene fortzusetzen, um die ukrainischen Kollegen durch Erfahrungsaustausch effektiver Strategien bei der Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten unterstützen zu können. Zwei weitere Hospitationsreisen finden nach Georgien und Armenien statt, so dass auch die Vertreter_Innen der ukrainischen NGOs die Möglichkeit haben werden, die Arbeit im Bereich der Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten in anderen Länder kennenzulernen. Dank dieser gegenseitigen Bereicherung können die Teilnehmenden unserer Hospitationsreise so neue Projektideen zur Lösung von Integrationsproblemen in ihren eigenen Ländern generieren.
The post Erste Hospitationsreise in die Ukraine: Zum Erfahrungsaustausch effektiver Strategien für die Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>Welche Folgen hat der Krieg für die Menschen in der Ukraine? Vor welchen Herausforderungen steht die ukrainische Zivilgesellschaft? Wie kann sie beim Überwinden der Kriegsauswirkungen unterstützt werden? Und wie ist die aktuelle Situation der mehr als Million Binnenvertriebenen?
Auf diese und andere Fragen antworten 26 Vertreter*innen von 26 NGOs (davon 6 auf dem Podium) aus der gesamten Ukraine, die mit humanitärer Hilfe, Antidiskriminierungs-, Menschrechts- und Traumaarbeit den Folgen und Auswirkungen des Krieges in der Ostukraine begegnen. Alle Aktivist*innen sind Teilnehmer*innen der 6 Schulungsreihen des DRA-Projektes „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden“. Die Veranstaltung beginnt mit der Aufführung eines im Projekt erarbeiteten Theaterstücks, das als „Theater der Unterdrückten“ die aktuellen Probleme der ukrainischen NGO-Aktivist*innen und Binnenvertriebenen auf die Bühne bringt. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion stehen die Schauspieler*innen sowie 6 weitere Aktivist*innen für Fragen zur Verfügung und berichten über ihre Arbeit, die aktuellen Migrationsbewegungen, die Lage in der Ostukraine, die bisherigen Erfolge und gegenwärtigen Herausforderungen der ukrainischen (Zivil-)Gesellschaft. Gemeinsam wollen wir herausfinden, wie die ukrainische Zivilgesellschaft bei der Bewältigung der Kriegsfolgen und dem weiteren Aufbau einer demokratischen Gesellschaft unterstützt werden kann. Im Anschluss an die Veranstaltung laden wir zu weiterem Gespräch mit allen Aktivist*innen bei Getränken und Snacks ein.
Datum: 0..205
Beginn: 9.30 Uhr
Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte, Berlin, Greifswalder Straße 4
Die Veranstaltung wird simultan russisch-deutsch gedolmetscht.
Veranstalter: Deutsch-Russischer Austausch e.V.
Geleitet wurde die Schulung weiterhin von Jan Zychlinski, dem Sozialwissenschaftler und Sozialarbeiter. Er unterrichtet an der Berner Fachhochschule im Fachbereich Soziale Arbeit.
Der zweite Teil der Schulung wurde dem Erfahrungsaustausch mit den zwei Experten aus Armenien und Georgien gewidmet: mit Diana Miribyan aus dem Armenian Caritas und mit Nikoloz Berulava aus der georgischen Vertretung von Danish Refugee Council.
Dank dem Austausch mit den ausländischen Experten aus den Post-Konflikt-Ländern bekamen die Schulungsteilnehmer*innen die Erkenntnisse über die jahrelange Arbeit mit den Flüchtlingen aus den Georgisch-Abchasischen, Südosetischen und Armenisch-Aserbaidschanischen Konflikten (Bergkarabach) aus der ersten Hand. Die Teilnehmenden lernten die neuen wirkungsvollen Methoden der Kollegen aus dem Kaukasus zur sozialen Aktivierung und Integration der Binnenflüchtlinge kennen und tauschten ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet aus. Außerdem bekamen sie das Wissen über die Hintergründe, Folgen und Geographie der langjährigen Kriege in diesen Ländern sowie über die Arbeit in den kriegsnahen Gebieten vermittelt. Diana Miribyan präsentierte Methoden der Arbeit in der Grenz- und Pufferzone, berichtete über die Hilfestellungen für Frauen beim Verdienen des Lebensunterhaltes sowie bei der Arbeitsorganisation auf dem Land im Grenzgebiet. Nikoloz Berulava schilderte die Methode zur Erkennung von Bedürfnissen der Binnenflüchtlinge in den Übergangsunterkünften bzw. an den neuen Siedlungsorten, indem man die Menschen in die Zielgruppen nach Alter und Tätigkeitsart aufteilt und deren Vertrauensmänner,- frauen in die Zusammenarbeit einbindet.
Die Schulungsteilnehmer*innen stellten die Ähnlichkeiten in der Lage in den jeweiligen Ländern mit der Ukraine fest und waren sehr am Erfahrungsaustausch mit den Experten im Bereich der Überwindung von Konfliktfolgen insbesondere auf dem Gebiet der Sozialisation und Integration von Binnenflüchtlingen interessiert.
Am letzten Schulungstag zeigte Jan Zychlinski mithilfe der Gruppenarbeit, wie man jeden Fall in Bestandteile aufteilt und jeden einzelnen davon analysiert. Bei der schriftlichen Seminarauswertung wurde diese Methode von den Teilnehmer*innen als sehr effektiv bezeichnet.
Die Schulung machte insgesamt einen sehr intensiven Eindruck: Die Teilnehmenden konnten anhand von Erfahrungsschilderungen der Experten die Lage im jeweiligen Land nachempfinden und verstehen. Dadurch bekamen sie das Wissen, um neue Initiativen für eigene lokale Communities zu schaffen sowie mögliche Entwicklungsszenarien für die Ukraine prognostizieren zu können.
The post Zweiter Teil der Schulung „Commmunity Development als ein Instrument zur Integration von Binnenvertriebenen“ first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>Das Originalinterview auf Russisch ist auf der Homepage von KrymSOS am 28.07.205 veröffentlicht worden.
Vom 20. bis 22. Juni kamen NGO-Aktivisten aus der ganzen Ukraine nach Kyiv, um einander kennen zu lernen sowie Erfahrungen mit Jan Zychlinski, einem Sozilogen und Experten für Community Development aus der Schweiz, auszutauschen.
Das Interview fand während der Schulung „Community Development als Instrument zur Integration von Binnenvertriebenen“ im Rahmen des Projektes „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden“ statt, das der DRA e.V. in Kooperation mit der ukrainischen NGO KrymSOS durchführt und das vom Auswärtigen Amt gefördert wird.
Wir haben Jan in der Pause getroffen und gefragt, was unter dem Community-Development-Ansatz konkret zu verstehen ist: Wie versöhnt man die Binnenflüchtlinge und die ukrainische Gesellschaft? Wie können die Schulungsteilnehmer die erworbenen Kenntnisse in der Praxis umsetzen?
– Jan, der Begriff „Community Development“ ist für die ukrainische Gesellschaft ungewöhnlich. Könnten Sie erläutern, was man darunter versteht und warum sollte man den Ansatz anwenden?
Im Laufe jedes beliebigen Konfliktes werden soziale Strukturen, soziale Bindungen und Institutionen zerstört. Community Development ist als Bindeglied, als Instrument zu verstehen, das der Gesellschaft in ihrer Entwicklung hilft, den Dialog zwischen den verschiedenen Seiten aufzubauen. Ich wiederhole oft: „Denken Sie an Ihre Nachbarn!“ Das ist sehr wichtig. Wir versuchen die Seiten zu versöhnen, und weg vom Begriff „Flüchtlinge“, „Binnenvertriebene“ zu kommen. Ich finde den Begriff „neue Nachbarn“ gelungen, den die Schulungsteilnehmer vorgeschlagen haben.
– Erzählen Sie uns, bitte, über Ihre Arbeitserfahrungen mit den lokalen Communities. Was führt Sie in die Ukraine?
,5 Jahre habe ich mit Flüchtlingen in Sri-Lanka nach dem Tsunami 2004 gearbeitet. In Deutschland habe ich die Integrationsprozesse von Neuhinzugekommen in den lokalen Communities erforscht. Vor drei Jahren bin ich nach Georgien gegangen, um mir die sozialen Siedlungen für Flüchtlinge dort anzuschauen. Außerdem bin ich oft im Kaukasus gewesen, als Ergebnis ist meine Dokumentation über die Lebensbedingungen von Flüchtlingen entstanden. Kurz darauf habe ich die Kollegen vom Deutsch-Russischen Austausch e.V. kennengelernt, die mich eingeladen haben, diese Schulung hier zu leiten.
– Jan, Sie kommunizieren viel mit den Schulungsteilnehmern: Welche Erwartungen stellen sie an das Training? Mit welchen Hoffnungen sind sie gekommen und welche Ergebnisse erwarten sie?
Die Teilnehmer erwarten in der Tat vieles. Sie interessieren sich für Fragen wie: Wie vereinigt man die lokale Bevölkerung und die Binnenflüchtlinge? Wie erkennt und löst man soziale Probleme? Wie „aktiviert“ man Menschen? Dabei wollen die Teilnehmer, wie auch internationale Organisationen, ein Wunder bewirkendes Rezept zur Lösung aller Probleme bekommen. Sie sind nicht darauf ausgerichtet zu lernen, wie man Probleme langfristig lösen könnte.
– Was ist für Sie ein erfolgreiches Training?
Ich möchte, dass jeder Teilnehmer als Trainingsergebnis einen Arbeitsplan zur Integration von Binnenflüchtlingen in die lokale Community für die eigene Region bzw. Organisation entwickelt. In meinen Schulungen gebe ich eine Auswahl an Instrumenten, die jeder Teilnehmer an die Situation in der eigenen Region anpasst. Glauben Sie mir, die entwickelten Programme werden unterschiedlich sein.
Nach dem Gespräch mit Jan wollten wir die Meinungen der Schulungsteilnehmer hören: Warum haben sie dieses Training ausgewählt; Was bedeutet für sie „Community Development“; Wie planen sie, das erworbene Wissen in der Praxis umzusetzen?
Anna Tschernova, Projektleiterin der Wohlfahrtsstiftung „Kindeslächeln“ berichtet über ihre intensive Beschäftigung mit der Integration von Binnenflüchtlingen und lokalen Communities. Auf die Frage, ob es ein Konflikt zwischen den beiden gäbe, nickt sie überzeugt mit dem Kopf und erzählt von den negativen Stereotypen über die Binnenflüchtlinge. Sie glaubt, dass Integrationsprojekte helfen, dieses Problem zu lösen. Annas Motivation für die Trainingsteilnahme besteht darin, neue Handlungsmöglichkeiten kennen zu lernen und einen eigenen „Handlungsplan“ zu entwickeln.
„Wir haben bereits Schulungen mit dem Deutsch-Russischen Austausch e.V. durchgeführt und haben auch tatsächlich Kultur- und Kinderintegrationsprogramme“ – erzählt Nadeschda Chomenko, Leiterin der Organisation „Das Land freier Menschen“. Sie berichtet viel über die Probleme, mit denen sie in ihrer Arbeit konfrontiert wird. Zur Frage, warum sie beim Training dabei sei und was sie davon erwarte, meint sie: „Ich will lernen, Konfliktfragen zu erkennen und, natürlich, die Zivilgesellschaft unter den Kriegsbedingungen zu unterstützen.“
Sergej Schivin, Leiter der Wohlfahrtsstiftung „Sofia“ in Cherson ist ebenso davon überzeugt, dass zwischen den Binnenflüchtlingen und den lokalen Gesellschaften ein Konflikt besteht: „Im Laufe des Jahres wurden die Probleme nicht gelöst. Heutzutage leben 4,5 Tausend Binnenflüchtlinge in Cherson, es gibt viele Probleme… Ich bin zum Training gekommen, um ein „Rezept“ zu bekommen, wie man die Binnenflüchtlinge und die lokale Bevölkerung vereinigen könnte. Wie kann man es anstellen, damit sie zu „neuen Nachbarn“ und Freunden werden.“
The post Interview mit Jan Zychlinski, Trainer der Schulungsreihe zum Thema „Soziale Integration von Binnenflüchtlingen“ first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>Auf diese und viele andere Fragen, die mit der Integration von Binnenvertriebenen in ein neues Lebensumfeld verbunden sind, suchten die Teilnehmenden des Workshops „Commmunity Development als Instrument zur Integration von Binnenvertriebenen in der Praxis“ eine Antwort. Das Training fand vom 20. bis 22. Juli in Kyiv statt. 8 Aktivist*innen aus 4 verschiedenen Regionen der Ukraine, die mit den Binnenvertriebenen arbeiten, nahmen daran teil.
Jan Zychlinski – Sozialwissenschaftler der Berner Fachhochschule im Fachbereich Soziale Arbeit – leitete die Schulung. Er verfügt über umfangreiche Erfahrungen als Projektleiter und Fachberater in verschiedenen Community-Development-Projekten vor allem in Ost-Deutschland, in Sri Lanka und im Süd-Kaukasus.
Das Training war praxisorientiert angelegt, deshalb wurde der „Vorlesungsteil“ klein gehalten. Den Großteil der Zeit arbeiteten die Telnehmenden in Kleingruppen, dabei entwickelten sie konkrete gemeinsame Projekte zur Integration von Binnenvertriebenen in ihren Regionen. In den nächsten drei Monaten werden sie ihre Projektideen umsetzen. Im Oktober findet der zweite Teil der Schulungsreihe statt, bei dem die Teilnehmenden sich über die Schwierigkeiten und Erfolge bei der Projektumsetzung austauschen werden. Am Erfahrungsaustausch nehmen außerdem zwei Expert*innen aus Georgien und Armenien von den Organisationen Georgian Association of Social Workers und Mission Armenia teil, die über jahrelange Erfahrungen in der Flüchtlings- sowie Binnenvertriebenenarbeit verfügen.
Am Ende des Trainings plant Jan Zychlinski, alle Teilnehmenden an ihren Arbeitsorten in den jeweiligen Regionen zu besuchen, um einzelne Projekte vor Ort unter Berücksichtigung lokaler Besonderheiten fach- und regionsspezifisch zu beraten.
Integration von Binnenvertriebenen ist eine wichtige soziale Aufgabe, die erst jetzt allmählich in der Ukraine an Aufmerksamkeit gewinnt. So spielt der fachspezifische Erfahrungsaustausch mit Expert*innen eine große Rolle für die ukrainischen Aktivist*innen.
The post Commmunity Development als ein wichtiges Instrument zur Integration von Binnenvertriebenen first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>Häufig konzentriert sich die Arbeit mit Flüchtlingen und/oder Binnenvertriebenen primär auf die unmittelbare humanitäre Unterstützung, die vor allem aus materiellen Hilfen besteht. Angesichts der konkreten individuellen Notlagen der IDPs und der Notwendigkeit schnellen Handelns gerät dabei mitunter aus dem Blick, dass neben den materiellen Verlusten und den individuellen Traumatisierungen auch die sozialen Beziehungen untereinander in Mitleidenschaft gezogen sind und zur neuen Umgebung erst aufgebaut werden müssen.
Der Ansatz des Community Development orientiert sich weniger an individuellen Problemen sondern versucht, das gesamte Umfeld der Binnenvertriebenen mit einzubeziehen. Neben der Wohnung, dem Haus, der Straße gehören dazu auch Nachbarn, Infrastruktur, Geschäfte, Schulen etc. Das gemeinschaftliche Leben in der neuen Umgebung bildet die Basis für die Integration der aus ihrer Heimat Vertriebenen und steht daher im Mittelpunkt des CD-Ansatzes. Dabei werden sowohl analytische Methoden (Beobachtung, Interviews, Befragungen etc.) angewendet wie auch verschiedene Methoden zur Aktivierung und (Selbst-)Organisation der Menschen.
Die Schulungsreihe besteht aus zwei Workshops:
Methodisch ist die Schulung so angelegt, dass sie besonders auf die Aktivität und die Praxis der Teilnehmer*innen ausgerichtet ist. Methodisches Wissen wird vor allem „by doing“ vermittelt und weniger über theoretische Inputs. Erfahrungs- und Wissensaustausch spielen ebenso eine wichtige Rolle wie Selbst- und Fremdreflexion und kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Arbeit.
Arbeitsformen:
Workshop
Termin: 20.-22.07.205
Ziele des Workshops:
Tag : Vergangenheit und Gegenwart – eine Selbstvergewisserung
Einführung: Ziel und Ablauf des Workshops
Tag 2: Ziele der eigenen Arbeit und Community Orientierung
Tag 3: Interventionen planen
Zusammenfassung/Abschluss und Ausblick
Workshop 2
Termin: Oktober 205
Ziel des Workshops
Die konkreten einzelnen Arbeitsschritte richten sich nach den Ergebnissen des ersten Workshops.
Der Referent:
Jan Zychlinski ist Sozialwissenschaftler und Sozialarbeiter. Er arbeitet an der Berner Fachhochschule im Fachbereich Soziale Arbeit. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Soziale Stadtentwicklung/Community Development, Entwicklungszusammenarbeit, soziale Netzwerkarbeit, Partizipation und Sozialfotografie.
Zuvor arbeitete er als Projektleiter und später als Fachberater in verschiedenen Community-Development-Projekten vor allem in Ost-Deutschland und beim Wiederaufbau nach dem Tsunami in Sri Lanka.
Seit über zwei Jahren beschäftigt er sich zudem mit den Wohn-und Lebensbedingungen von Refugees und IDPs im Süd-Kaukasus.
The post Erster Teil der Schulungsreihe „Commmunity Development als Instrument zur Integration von Binnenvertriebenen in der Praxis“ first appeared on Kriegsfolgen ueberwinden.]]>