Zwei überregionale Informationskampagnen zum Thema „Reduktion der Stigmatisierung psychotherapeutischer Angebote“ sind in der Ukraine gestartet

ANKÜNDIGUNG. Pressekonferenz zum Thema „Supervision für PsychologInnen/ TraumatherapeutIinnen, Ehrenamtliche und MitarbeiterInnen von Sozialämtern, die mit kriegsbetroffenen Menschen arbeiten“
1. November 2017
Internationaler Erfahrungsaustausch zum Thema „Integration von Binnenvertriebenen und Geflüchteten“ in Armenien
15. November 2017
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Ärztliche Hilfe bei einer physischen Verletzung in Anspruch zu nehmen, ist in der Ukraine, wie anders wo auch, eine vollkommen natürliche Praxis, die von der Gesellschaft akzeptiert wird. Doch nach psychologischer Unterstützung zu suchen, ist nicht selten verpönt und wenig gesellschaftsfähig. Solche Ablehnungen beruhen meist auf Vorurteilen und Stereotypen, die den gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen steuern. Besonders hinsichtlich kollektiver Leitbilder wie dem „Kriegsveteranen“, der auch nach der Rückkehr aus dem Krieg „funktionieren“ soll, ist das Thema „Traumatisierung und posttraumatische Belastungsstörungen“ ein Tabu. Dabei zeigen unsere Arbeitserfahrungen, wie auch die unserer KollegInnen deutlich, dass sowohl die meisten ehemaligen KriegsteilnehmerInnen, als auch die Mehrheit der Zivilgesellschaft, die den Krieg in der Ostukraine erleben und erleben mussten psychotherapeutische Unterstützung benötigen.

Um die ukrainische Zivilgesellschaft bei der Bearbeitung von Kriegstraumata zu unterstützen und hierdurch mittelbar soziale Spannungen zu reduzieren, haben wir einen Wettbewerb zur Realisierung von zwei überregionalen Infokampagnen ins Leben gerufen, die darauf abzielen sollen, die Stigmatisierung von psychotherapeutischen Angebote zu reduzieren. Zudem sollen die Informationskampagnen jene Menschen motivieren, sich psychotherapeutische Hilfe zu holen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit traumatisiert sind. Darüber hinaus sollen mittels der Informationskampagnen PsychotherapeutInnen und PsychologInnen die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeit und deren positive Wirkung auf die behandelten Menschen zu präsentieren.

Vergeben wurden die Fördergelder durch die internationale Auswahlkommission zum einen an die NGO „Mir domu Vaschemu“ (Frieden in Ihr Haus) aus Kyiw mit dem Projekt „Traumatherapie – Der Weg zurück ins Leben“ und zum anderen an den Regionalen Wohlfahrtsfonds aus Saporizhzhja „Ulybka rebenka“ (Kinderlächeln), der die Informationskampagne „Ich vertraue dem Psychologen“ realisiert. Am Wettbewerb nahmen ukrainische NGOs teil, die über Arbeitserfahrungen mit kriegstraumatisierten Menschen verfügen.

Bei der Durchführung der Infokampagne „Traumatherapie – Der Weg zurück ins Leben“ wird das Augenmerk besonders auf Schlüsselfiguren wie Ehrenamtliche und SozialarbeiterInnen gerichtet, die direkt mit den potentiell Betroffenen, wie (ehemaligen) KriegsteilnehmerInnen und Binnenvertriebenenin Kontakt sind. Mit Hilfe dieser Schlüsselfiguren versuchen die OrganisatorInnen der Infokampagne, die genannten potentiell unter traumatischen Erfahrungen leidendenden Bevölkerungsgruppen auf die Wichtigkeit der Traumatherapie für ihr individuelles Wohlergehen hinzuweisen. Hierdurch möchte die Infokampagne betroffene Menschen motivieren, traumatherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Zu diesem Zweck fanden bereits drei von vier Runden Tischen unter dem Titel „Traumatherapie – Freiheit von psychischen Folgen des Krieges“ in Zhowti Wody, Winnyzja und Kramatorsk statt. Darüber hinaus werden im Rahmen der Kampagne ein interregionales Forum von Ehrenamtlichen und SozialarbeiterInnen sowie öffentliche Interviews mit TraumatherapeutInnen durchgeführt.

Eindrücke vom Runden Tisch am 8. Oktober, an dem Ehrenamtliche, SozialarbeiterInnen, PsychologInnen und StudentInnen der Stadt Zhowti Wody teilnahmen, vermittelt folgender Artikel der Webseite von „Mir domu Vaschemu“ (in russischer Sprache): http://mirdv.org/207/0/20/kruglyi-stol-v-zholtyh-vodah/.

Mit Hilfe von Kurzvideos und Veröffentlichungen in den ukrainischen Medien will auch die zweite Infokampagne „Ich vertraue dem Psychologen“ negativen Vorstellungen über psychologische Hilfe entgegenwirken, sowohl unter Binnenflüchtlingen, als auch unter den im Kriegsgebiet in der Ostukraine lebenden Menschen. Zu diesem Zweck wurde im Rahmen der Infokampagne eine spezielle Facebook-Gruppe „Я доверяю психологу“ (Ich vertraue dem Psychologen) erstellt, in welcher regelmäßig Beispiele für erfolgreiche Praktiken der Traumatherapie in der Ukraine sowie aktuelle Ereignisse der Infokampagne veröffentlicht werden.

Mitglied der Gruppe werden? Ganz einfach unter:    https://www.facebook.com/groups/32209470233/?source_id=968072204768

Die Informationskampagnen werden im Rahmen unserer Projektsäule „Bearbeitung von konfliktbedingten Traumata“ durchgeführt.

Wir gratulieren den GewinnerInnen und wünschen allen Organisationen, die am Wettbewerb teilgenommen haben, viel Glück bei ihren zukünftigen Projekten.