{"id":1468,"date":"2017-04-24T18:24:54","date_gmt":"2017-04-24T16:24:54","guid":{"rendered":"https:\/\/kriegsfolgen-ueberwinden.de\/?p=1468\/"},"modified":"2018-07-19T09:53:17","modified_gmt":"2018-07-19T07:53:17","slug":"von-rehabilitierung-zur-bildung-im-bereich-der-bekaempfung-von-haeuslicher-gewalt-als-folge-des-militaerischen-konflikts-in-der-ostukraine","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/kriegsfolgen-ueberwinden.de\/von-rehabilitierung-zur-bildung-im-bereich-der-bekaempfung-von-haeuslicher-gewalt-als-folge-des-militaerischen-konflikts-in-der-ostukraine\/","title":{"rendered":"Multiplikatoren werden f\u00fcr die Pr\u00e4ventionsarbeit gegen kriegsbedingte h\u00e4usliche Gewalt ausgebildet"},"content":{"rendered":"

Im Rahmen unser Schulungsreihe: \u201eVon der Rehabilitierung hin zu Bildung und Praxis der Pr\u00e4vention und Reduktion von h\u00e4uslicher Gewalt als Kriegsfolge durch die Aktivierung von M\u00e4nnern\u201c<\/a> fand das erste Modul zur Ausbildung der Multiplikatoren statt.<\/p>\n

Programme zur Bek\u00e4mpfung der Gewalt gegen Frauen und Kinder gibt es in der Ukraine bereits, doch zum ersten Mal werden nicht Frauen, die am h\u00e4ufigsten zu Opfern von h\u00e4uslicher Gewalt werden, sondern M\u00e4nner zu Teilnehmern eines solchen Programms. Das sind engagierte M\u00e4nner, die bereit sind, auf Augenh\u00f6he ihre pers\u00f6nliche Erfahrung und die Erfahrung der Gesellschaft zu analysieren, mit anderen M\u00e4nnern Teams und Initiativen zu bilden, um auf das Problem der h\u00e4uslichen Gewalt als Kriegsfolge, zu reagieren, um den negativen Folgen dieses stark zunehmenden Problems vorzubeugen.<\/p>\n

Infolge des Konflikts im Osten der Ukraine ist in der Gesellschaft wachsende Aggression und Gewalt zu verzeichnen, zu deren Opfern h\u00e4ufig Frauen und Kinder werden. Auf Grund der langen Dauer der Kriegshandlungen w\u00e4chst auch die Zahl der M\u00e4nner mit Kriegserfahrung. Auch momentan absolvieren Tausende von M\u00e4nnern ihren Vertragsdienst in der ukrainischen Armee, nehmen weiterhin an dem milit\u00e4rischen Konflikt teil und tragen oft traumatische Erfahrungen davon, deren Folgen sich h\u00e4ufig auch nach der Heimkehr auf ihr Leben und ihre Umgebung auswirken \u2013 das Kriegstrauma beeinflusst das Verhalten der M\u00e4nner in ihren Familien.<\/p>\n

Die Schulungsreihe „Von Rehabilitierung zur Bildung und Praxis der Bek\u00e4mpfung der kritischen Zunahme h\u00e4uslicher Gewalt als Folge des milit\u00e4rischen Konflikts in der Ostukraine“<\/a> besteht aus vier aufeinanderfolgenden Trainings und ist auf die Arbeit mit M\u00e4nnern gerichtet, die als Kriegsteilnehmer im ostukrainischen Konflikt waren und\/oder Binnenvertriebene sind, also an Angeh\u00f6rige jener Teile der Gesellschaft, deren Leben von den Kriegshandlungen im Osten der Ukraine direkt betroffen wurden.<\/p>\n

An dem Programm sind 8 zivilgesellschaftliche Aktivisten beteiligt, die sich fr\u00fcher niemals mit dem Thema h\u00e4usliche Gewalt besch\u00e4ftigt haben. Nach Absolvierung des Bildungprogramms werden sie zu Multiplikatoren, die in ihrem Wohnort eigene Projekte zu diesem Thema realisieren werden. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Regionen und Gebieten der Ukraine. Darunter waren M\u00e4nner aus dem Donbass, von den ukrainisch kontrollierten Territorien der Ostukraine, aus den s\u00fcdlichen Gebieten, aus der Hauptstadt, aus dem Gebiet Lwiw, aus der Zentralukraine und den n\u00f6rdlichen Gebieten des Landes.<\/p>\n

Die Trainerinnen des ersten Teils des Bildungsprogramms waren Inna Airapetyan, Rehabilitologin aus dem Nordkaukasus, und EMAP-Trainerin Dschanetta Achilgova.<\/p>\n

EMAP ist ein Programm, das folgende Themen behandelt: Ursachen f\u00fcr Gewalt und Faktoren, die sie beg\u00fcnstigen, Status und Macht, Zusammenwirken und gegenseitige Abh\u00e4ngigkeit von T\u00e4ter und Opfer, die Wirkung der Gewalt auf die Gesellschaft als Ganzes, sowie praktische EMAP-Instrumente f\u00fcr die Bek\u00e4mpfung der Gewalt gegen Frauen und Kinder.<\/p>\n

Die ersten zwei Tage arbeiteten die Trainerinnen mit den Teilnehmern an der Methode \u201eRehabilitation durch eigene Erfahrung\u201c. Durch den Komplex der ART-Methoden arbeiteten die M\u00e4nner mit ihren Gef\u00fchlen und Erlebnissen und erz\u00e4hlten ihre pers\u00f6nlichen Geschichten. \u201eDer vertrauliche Raum, der w\u00e4hrend des Trainings geschaffen wurde, erm\u00f6glichte es den Teilnehmern, tiefgehend mit den eigenen Gef\u00fchlen zu arbeiten, mehr \u00fcber sich zu erfahren, es zu lernen, sich auszusprechen und einander zuzuh\u00f6ren, mehr \u00fcber die eigenen Bed\u00fcrfnisse, \u00c4ngste und Ressourcen zu erfahren\u201c, sagte die Trainerin.<\/p>\n

Dschanetta Achilgova arbeitete mit den Teilnehmern vier Tage lang an dem Thema Geschlechterrollen in der Gesellschaft, zu den von der Gesellschaft gepr\u00e4gten \u201eBildern des perfekten Mannes\u201c und er\u00f6rterte mit ihnen die Folgen, die diese aufgezwungenen Bilder auf das Leben der M\u00e4nner haben. Die Entstehung von \u201eBoxen mit Erwartungen und Stereotypen\u201c, denen die M\u00e4nner gen\u00fcgen sollen, blieb den Teilnehmern besonders in Erinnerung. Jegliches Verlasen dieser Box wird von der Gesellschaft als etwas Unzul\u00e4ssiges verurteilt. Die Teilnehmer konnten erkennen, dass Stereotype einen realen Einfluss auf unser Leben haben und uns am Leben hindern.<\/p>\n

Die Teilnehmer des ersten Moduls stellten fest, dass die Schulung ihnen neues Wissen er\u00f6ffnete und den Wunsch weckte, dieses Wissen in der Praxis bei der Bek\u00e4mpfung von konfliktbedingter h\u00e4uslicher Gewalt anzuwenden. Auch zeigten sie sich beeindruckt vom Professionalismus der Trainerinnen und von ihren F\u00e4higkeiten, Gruppen zusammenzuf\u00fchren und Wissen zug\u00e4nglich zu vermitteln.<\/p>\n

Die n\u00e4chste Stufe des Programms werden Trainings zu folgenden Themen sein: Steigern des Trainer-Potentials, Organisation und Durchf\u00fchrung von Informationskampagnen zur Pr\u00e4vention von konfliktbedingter h\u00e4uslicher Gewalt, Vorbereitung und Durchf\u00fchrung von Pr\u00e4sentationen \u00fcber die eigenen Projekte. Ferner sollten die Teilnehmer darin geschult werden, eigene Trainings zur Einbeziehung von M\u00e4nnern in verantwortungsvolle Praktiken der Bek\u00e4mpfung der h\u00e4uslichen Gewalt durch gewaltfreie Kommunikation und andere effektive Methoden durchzuf\u00fchren, Informationskampagnen zur Bek\u00e4mpfung der konfliktbedingten h\u00e4uslichen Gewalt zu organisieren und durchzuf\u00fchren.<\/p>\n

Die Gesamtkonzeption der Schulung wurde in Eigenarbeit der Projektpartner entwickelt und basiert sich auf der Erfahrungen und Expertise von Spezialisten aus Postkonfliktregionen, unter anderem dem russischen Nordkaukasus.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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