Mitte Februar starteten fünf Kleinprojekte zur Reduktion und Prävention von konfliktbedingten Diskriminierungen in der ukrainischen Gesellschaft. Durchgeführt werden sie von Aktivist_innen der ukrainischen Zivilgesellschaft, die in unserer bereits im Vorprojekt begonnenen Schulungsreihe „Handlungsmöglichkeiten gegen konfliktbedingte Diskriminierungen“ zu Multiplikator_innen fortgebildet werden. Mit den Miniprojekten können sie das erworbene Wissen nun direkt in die Tat umsetzen und Dialoge in der ukrainischen Gesellschaft initiieren sowie Diskriminierungskonflikte bearbeiten. Die Umsetzung wird finanziell durch das Projekt ermöglicht und fachlich von unseren Kooperationspartnern des Modellprojektes „Perspektivwechsel Plus“, erfahrenen Praktikern der Antidiskriminierungsarbeit, begleitet.
Die Projekte finden in den Städten Winnyzja, Tscherkassy, Charkiw, Kiew und Nikopol statt und zielen insbesondere auf die Initiierung von Dialog und die Reduktion von Diskriminierungskonflikten zwischen Binnenvertriebenen bzw. ehemaligen Kriegsteilnehmern und der örtlichen Bevölkerung.
Binnenflüchtlingen treffen in der Ukraine beispielsweise oft auf Diskriminierung durch staatliche oder kommunale Behörden. Hier setzen das Projekt “Sensibilisierung für Mitarbeiter_innen der sozialen, psychologischen und juristischen Dienste der Stadt Nikopol und des Nikopoler Gebietes für diskriminierendes Verhaltens“, sowie das Projekt „Mach den ersten Schritt!“ in Winnyzja und dem Winnyzjaer Gebiet an. Durch Trainings für Angestellte des öffentlichen Dienstes soll bei diesen ein Bewusstsein für diskriminierendes Verhalten im Umgang mit Binnenflüchtlingen und anderen Gruppen, die in einer schwierigen Lage sind, erarbeitet und Strategien eines nichtdiskriminierenden Umgangs vermittelt werden.
In den Projekten „Antidiskriminierendes Verhalten für Jugendliche“ in Charkiv und „Gewaltfreie Kommunikation in der Schule“ Tscherkassy werden dialogstiftende Antidiskriminierungstrainings für binnenvertriebene und von vor Ort stammende Jugendliche durchgeführt. Ziel ist es, Denken in Stereotypen vor allem gegenüber Binnenflüchtlingen oder Menschen mit Migrationshintergrund aufzuzeigen sowie kritisches und nicht diskriminierendes Denken zu entwickeln. Somit soll aktuellen und zukünftigen Konflikten zwischen diesen beiden Gruppen begegnet und ein vorurteilsfreier Dialog initiiert werden. In Charkiv werden zudem Lehrer_innen, Erzieher_innen und Schulpsycholog_innen zu Multiplikator_innen fortgebildet, damit diese in Zukunft ihre Arbeit konfliktsensibel ausrichten können bzw. Diskriminierungen gegenüber kriegsbetroffenen Bevölkerungsgruppen von Seiten des Schulpersonals reduziert werden. Zu diesen Zwecken soll auch ein Methodenhandbuch für Pädagog_innen entwickelt werden.
In einem fünften Projekt wird unter anderem ein Kurzfilm zum Thema Diskriminierung von Binnenvertriebenen entstehen. Dafür werden Menschen interviewt, die sich der Volksgruppe der Lemken zugehörig fühlen und von denen viele derer, die zuletzt im Lugansker Gebiet lebten, nun in Folge des Krieges als Binnenvertriebene in der Westukraine leben und zumeist bereits über mehrere Generationen hinweg Migrationserfahrungen machen mussten. Der Kurzfilm ist Teil eines Paketes zur Initiierung von Dialogveranstaltungen zwischen Binnenvertriebenen und den jeweiligen Aufnahmegemeinden. Neben dem Film soll außerdem ein Handbuch entwickelt werden, um eine breite Initiierung von Dialogveranstaltungen durch die Zivilgesellschaft zu ermöglichen.