Die anhaltenden Kampfhandlungen, der Anstieg der Zahl von Binnenvertriebenen und Kriegsteilnehmern und weiterhin zunehmende sozialökonomische Spannungen führen zu Konflikten zwischen verschiedenen sozialen Gruppen der ukrainischen Gesellschaft.
Im Rahmen des Projektes „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden“ liegt der Fokus auf friedens- und dialogorientierten Praktiken als Methoden zur Lösung von bestehenden und der Prävention von neuen sozialen Konflikten. Als Hauptmethode wird dabei das Forumtheater zur Gruppenarbeit genutzt, die die Erörterung und Diskussion von komplexen Themen, Laien-Schauspiel und eine komplexe Analyse von Konflikten miteinander verbindet.
Für Aktivist_innen und ehrenamtliche Helfer, die mit sozialen Gruppen arbeiten, die vom Krieg betroffen sind, wurde der Ausbildungskurs „Forumtheater zur Dialog- und Friedensarbeit“ von Expert_innen aus der Ukraine, Armenien und dem russischen Nordkaukasus ausgearbeitet. Die Teilnahme am ersten Modul bot den Teilnehmer_innen die Möglichkeit, finanzielle Unterstützung für ihre Projekte zu erhalten. Insgesamt sechs Projekte wurden ausgewählt, die nun finanzielle und praktische Unterstützung erhalten, um realisiert zu werden.
Die Durchführenden des Projektes „Ich höre dich“ wollen in der Region Saporozhje mit Hilfe von Forumtheater-Aufführungen einen Dialog initiieren zwischen Binnenflüchlingen, ehemaligen und derzeitigen Soldaten und der lokalen Bevölkerung. Die entstehenden Forumtheaterstücke werden in Bibliotheken, Bildungszentren, aber auch in militärischen Einrichtungen aufgeführt.
In der Stadt Berdjansk werden zivilgesellschaftliche Aktivist_innen das Projekt „Über Rechte und Möglichkeiten durch Forumtheater aufklären“ durchführen, mit dem Ziel, einen Dialog zwischen lokalen politischen Meinungsführer_innen und Frauen, die aus dem Konfliktgebiet nach Berdjansk geflüchteten sind zu fördern. Das Projekt möchte auch auf die schwierige Lage insbesondere für binnenvertriebene Frauen aufmerksam machen, die sehr oft Kindererziehung, Arbeit und ehrenamtliches Engagement gleichzeitig stemmen.
Die Initiatoren des Projektes „Agenten des Wandels“ nutzen die Methode des Forumtheaters um Spannungen und Vorurteile zwischen binnenvertriebenen Kindern, Kindern aus dem Kriegsgebiet, von Kriegsteilnehmer_innen und Kindern der lokalen Bevölkerung im Kiewer Gebiet zu begegnen. Die Seminare und Aufführungen werden mit und für Kinder und Jugendliche aus Ferienlagern durchgeführt. Die Aufführungen sollen auch in Schulen in der Umgebung gezeigt werden. Das Projekt soll, so die Veranstalter, die Vorurteile und Stigmatisierung abbauen, die gegenüber Binnenvertriebenen, Militärangehörigen und auch Menschen, die in den frontnahen Gebieten wohnen, verbreitet sind.
Das Projekt „Urban Theater“ in Bakhmut im Donezker Gebiet thematisiert das Problem der Universitäten und Hochschulen, die die nicht mehr von der ukrainischen Regierung kontrollierten Gebiete Donezk und Lugansk verlassen haben. Mit der Methode des Forumtheaters soll auch hier zwischen einheimischen Bewohner_innen, Lehrer_innen und Studierenden einerseites und Angehörigen der umgesiedelten Hochschulen vermittelt werden.
Das fünfte geförderte Projekt „Stützpunkte im Wandel“ wird von einer Schulungsteilnehmerin in Odessa durchgeführt. Aktivist_innen, die mit Binnenvertriebenen, Kriegsteilnehmer_innen und deren Familien arbeiten sowie Sozialarbeiter werden unterstützt und fortgebildet, und mittels Forumtheater-Aufführungen soll in den bestehenden Konflikten zwischen Binnenvertriebenen, Mitarbeiter_innen der sozialen Dienste und ehrenamtlichen Helfer_innen vermittelt werden.
„Wie finden wir eine gemeinsame Sprache?“ heißt das Projekt, das in Iwano-Frankiwsk stattfinden wird und auf den akuten Sprach-Konflikt zwischen russischsprachigen Binnenvertriebenen und der ukrainischsprachigen örtlichen Bevölkerung reagiert. Mittels gemeinsamer Schulung und öffentlichen Forumtheater-Aufführungen wird ein Dialograum eröffnet, gemeinsam die aus dem Krieg in der Ostukraine resultierenden Ressentiments und Vorurteile bloßzulegen und einander unabhängig von der kriegsbedingten politischen Propaganda zu begegnen.