Erfolgreicher Abschluss des Schulungsprogrammes für männliche Multiplikatoren der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit gegen häusliche Gewalt als Kriegsfolge

Die im Rahmen unseres Projektes ausgebildeten klinischen SupervisorInnen bieten professionelle Supervisionen für Fachleute an, die mit traumatisierten und kriegsbetroffenen Menschen arbeiten
17. Juli 2018
Internationaler Runder Tisch zum Thema „Arbeit mit Männern zum Thema häusliche Gewalt: effektive Präventionspraktiken, Arbeit mit Gewalttätern“ am 27. und 28. Juli 2018 in Kyiv
30. Juli 2018
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Um auf die im Zuge der Kriegshandlungen in der Ostukraine stark zunehmende häusliche Gewalt zu reagieren und dieser entgegenzuwirken, bildeten wir in unserem Schulungsprogramm „Von der Rehabilitierung hin zu Bildung und Praxis der Prävention und Reduktion von häuslicher Gewalt als Kriegsfolge durch die Aktivierung von Männern“ 4 aktive ukrainische Männer aus den Regionen Sewerodonezk, Charkiw, Kyiv, Odessa, Tscherkassy und Dnipro, darunter ehemalige Kriegsteilnehmer und Binnenvertriebene, zu Multiplikatoren der Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit mit Männern zum Thema häusliche Gewalt als Kriegsfolge aus.

Das Schulungsprogramm wurde im Rahmen unseres Projektes, auf Grundlage der Expertise und der Erfahrungen von SpezialistInnen aus dem Nordkaukasus, konzipiert, und von uns gemeinsam mit diesen SpezialistInnen sowie ukrainischen Trainern realisiert.

Basierend auf den Arbeitserfahrungen unseres Vorprojektes ist das Schulungsprogramm speziell für die Ausbildung von und für die Arbeit mit kriegsbetroffenen Männern konzipiert: Denn wie im Rahmen unserer Projektarbeit zur Reduktion von kriegsbedingter häuslicher Gewalt im Jahr 205 deutlich wurde, wird in der Ukraine (wie auch in vielen anderen (Post-) Konfliktregionen) fast ausschließlich mit Frauen zu diesem Thema gearbeitet sowie die dringend benötigte Hilfe für die Opfer von häuslicher Gewalt breitgestellt, Präventionsarbeit mit Männern hingegen wird bisher kaum realisiert. Wie unsere Arbeitserfahrungen und die unserer KollegInnen aus dem russischen Nordkaukasus aber zeigen, kann das Problem der kriegsbedingten häuslichen Gewalt nur effektiv und erfolgreich bearbeitet werden, wenn dieses Thema auch mit und von Männern bearbeitet wird. Daher haben wir gezielt ausschließlich kriegsbetroffene Männer zur Teilnahme an unserem Schulungsprogramm eingeladen.

Einer der zentralen Bestandteile unseres Schulungsprogrammes ist das Realisieren von Kleinprojekten durch die Teilnehmer des Schulungsprogramms, wobei diese hierbei von uns fachlich und finanziell unterstützt werden. Auf diese Art und Weise wurden im Rahmen unseres Programmes von unseren männlichen Teilnehmern insgesamt 7 Seminare mit kriegsbetroffenen Männern zum Thema häusliche Gewalt durchgeführt und 6 Informationskampagnen zur Prävention von kriegsbedingter häuslicher Gewalt in 6 verschiedenen Regionen der Ukraine realisiert.

Dank dem Umsetzen von eigenen Projekten im Rahmen der Schulung konnten die Teilnehmer die neu erworbenen Kompetenzen unmittelbar in die Tat umsetzen, ihre Fähigkeiten mit Unterstützung durch die Trainer erproben und vertiefen sowie unmittelbar konfliktmindernd auf das Problem der häuslichen Gewalt in der Ukraine einwirken. So haben sie bei ihren männlichen Seminarteilnehmern in der . Etappe der Kleinprojekte eine direkte Verhaltensänderung bewirkt und mit den im Anschluss realisierten Informationskampagnen (2. Etappe der Kleinprojekte) weitere Mitstreiter für die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit gegen häusliche Gewalt als Kriegsfolge gewonnen.

Ein weiteres wichtiges Moment unseres Ausbildungsprogrammes ist die Rehabilitation unserer Teilnehmer, die obligatorischer Bestandteil jedes Schulungsmoduls ist und bei dem die Teilnehmer sich mit ihren eigenen persönlichen Erlebnissen, Gefühlen und Ängsten auseinandersetzen und lernen mit diesen umzugehen. Diese Selbsterfahrung hilft ihnen zugleich auch bei ihrer eigenen Arbeit mit anderen Männern.

Unser Schulungsprogramm besteht aus vier aufeinanderfolgenden Modulen von insgesamt 7 Tagen und wurde im Rahmen unserer Projektkomponente „Strategien gegen häusliche Gewalt als Kriegsfolge“ vom April 207 bis Juni 208 realisiert.

Im ersten Modul erlernten unsere Teilnehmer, mit Hilfe von ausgewählten Übungen und Arbeitsstrategien des „Engaging Men Through Accountable Practice“ (EMAP) – Programms, mit anderen Männern zum Thema häusliche Gewalt zu arbeiten sowie die entsprechende vorherige Zielgruppen- und Problemanalyse durchzuführen.

Das zweite Modul zielte auf die Aneignung von wichtigen Trainerkompetenzen sowie die Konzeption und organisatorische Vor- und Nachbereitung eines Seminars. Anschließend wurden die erlernten Moderations- und Lehrtechniken von Teilnehmenden in simulierten Seminarsituationen angewendet, eingeübt und mit Unterstützung der Trainerin verbessert.

Nach der Durchführung von Seminaren mit anderen kriegsbetroffenen Männer, in denen sie  mit diesen die Ursprünge von kriegsbedingter häuslicher Gewalt und mögliche Reaktionsstrategien hierauf erarbeiteten, sowie der anschließenden Auswertung der Arbeitserfahrungen unserer Teilnehmer, erlernten diese schließlich im dritten Modul unseres Schulungsprogrammes an Männer gerichtete Informationskampagnen zur Prävention von konfliktbedingter häuslicher Gewalt zu entwickeln und durchzuführen.

Diese Informationskampagnen zur Prävention häuslicher Gewalt, mit denen zugleich weitere Männer ermutigt werden sollten, sich dem Problem der im Zuge des Krieges stark zunehmenden häuslichen Gewalt zu stellen, wurden vom April bis Mai 208 in sechs Regionen der Ukraine realisiert.

Hier sind einige Eindrücke aus den zwei von sechs Informationskampagnen:

Flashmob „Männer von Odessa – gegen häusliche Gewalt“, der im Rahmen der Informationskampagne „Der Mann – Gewinner in seiner Familie?“ am 3. April 208 auf dem Tiraspol-Platz in Odessa stattfand.

Seminar zum Thema „Männer gegen Gewalt. Verbündete und Verteidiger“das im Rahmen der Informationskampagne „Männer gegen Gewalt“ am 9. April 208 in Dnipro stattfand.

 

Im vierten und letzten Modul unseres Schulungsprogrammes schließlich wurden die Erfahrungen und Arbeitsergebnisse unserer Teilnehmer gemeinsam ausgewertet und die Pläne und Arbeitsstrategien der Teilnehmer für die Zukunft besprochen.

Alle Teilnehmer unseres Programmes setzen die Präventions- und Öffentlichkeitsarbeit gegen häusliche Gewalt als Kriegsfolge fort, die sie mit ihren im Rahmen unseres Projektes gegründeten Initiativen begonnen haben.

Wir wünschen Ihnen hierbei viel Erfolg!

Im Anschluss an das Schulungsprogramm fand ebenfalls im Rahmen unserer Projektkomponente „Strategien gegen häusliche Gewalt als Kriegsfolge“ ein Internationaler Runder Tisch zum Thema: „Arbeit mit Männern zum Thema häusliche Gewalt: effektive Präventionspraktiken, Arbeit mit Gewalttäter“ vom 27. bis 28. Juli 208 in Kyiv statt.

Im Rahmen von diesem wurden bei einer öffentlichen Abendveranstaltung am 27.07.8 die Ergebnisse unseres Schulungsprogrammes in Form eines Podiumsgespräches mit 6 Teilnehmern des Programmes sowie anschließender Ausstellung der im Rahmen der Kampagnen unserer Teilnehmer erstellten Informationsmaterialien zur Prävention von häuslicher Gewalt als Kriegsfolge vorgestellt.

Hierbei konnten unsere Teilnehmer wichtige und hilfreiche Kontakte für ihre zukünftige Arbeit mit den anwesenden internationalen und ukrainischen ExpertInnen knüpfen. Letzte waren stark beeindruckt von den Arbeitsergebnissen der von uns ausgebildeten Multiplikatoren und es wurden bereits unmittelbar im Anschluss an die Präsentation der Projektergebnisse mögliche Kooperationen besprochen und geplant.

Für die Vermittlung des Kontaktes zu unseren Multiplikatoren zum Zwecke der Zusammenarbeit, wenden Sie sich bitte in Deutschland an Maria Slesazeck, Projektleiterin des Projektes „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden“ (DRA e.V.) und in der Ukraine an Nadezhda Khomenko, Projektkoordinatorin des Projektes in der Ukraine  (NGO „Land freier Menschen“).