Vom 26. bis zum 30. April fand in Kyiv im Rahmen unseres Projektes der zweite Teil unserer sechsteiligen Supervisionsausbildung statt. Gedacht ist diese Ausbildung für ehrenamtlich engagierte Psychotherapeut_innen, die über Erfahrungen in der Trauma-Arbeit mit Kriegsbetroffenen in der Ukraine verfügen.
In diesem Modul ging es vorrangig um die strukturierte Gruppensupervision, die theoretisch vermittelt und in Kleingruppen praktisch eingeübt und reflektiert wurde. Geleitet wurde das zweite Modul von Nora Balke, Verantwortliche für die Supervisionsausbildung vom Zentrums „Überleben“ (ehemals BZFO), einem der Kooperationspartner des Projektes, und von Ton Haans, dem holländischen Psychologen und Psychotherapeuten des nationalen Behandlungszentrums für politisch traumatisierte Personen „Centrum ’45“. Ton Haans verfügt über langjährige Erfahrungen in der Arbeit mit Überlebenden des Zweiten Weltkrieges und mit (ehemaligen) Kriegsteilnehmer_innen und Flüchtlingen aus der ganzen Welt. Als Supervisor arbeitet er international für “Ärzte ohne Grenzen” und die “War Trauma Foundation” und war bereits in mehreren Nachkriegsgebieten in Afrika und Asien als Supervisor tätig.
Ton Haans ist außerdem einer der zwei Begründer der im Seminar vermittelten strukturierten Supervisionsmethode nach Lansen/Haans für Gruppensupervisionen. Ziel dieser identifikationsbasierten Gruppensupervision ist es, durch die gemeinsame Identifikation mit dem Supervisanden (Traumatherapeut) und dessen Gegenüber (Patient), dem Supervisanden neue Perspektiven auf die eigene Arbeit zu ermöglichen, in der Gruppe voneinander zu lernen und hierüber die professionelle und persönliche Selbsterkenntnis zu erweitern und die eigene Arbeit zu verbessern. Außerdem bietet die identifikationsbasierte Gruppensupervision dem Supervisanden ein hohes Maß an emotionaler Unterstützung und Beistand durch die anderen Gruppenmitglieder und stellt damit eine sehr gut Burn-Out-Prophylaxe dar.
Innerhalb der vier Tage wurde die Gruppensupervision in kleinen Gruppen immer wieder geübt, wodurch jede_r der Teilnehmer_innen die Möglichkeit hatte, sich sowohl in der Rolle des Supervisors als auch in der Rolle des Supervsanden auszuprobieren und einen eigenen Fall vorzustellen.
Am fünften Tag der Ausbildung fand auch die erste Lehrsupervision für alle Teilnehmer_innen statt. Hierbei wurden die Teilnehmer_innen in Kleingruppen durch die Trainer_innen, Nora Balke und Ton Haans, in ihrer Rolle als Supervisor_innen supervisioniert. Die Lehrsupervisionen finden ab jetzt in jedem folgenden Modul am letzten Tag statt.
An der eineinhalbjährigen Supervisionsausbildung zu klinischen Supervisoren nehmen 9 zivilgesellschaftlich engagierte Psychotherapeuten_innen teil, die Hilfe für Binnenflüchtlinge, (ehemalige) Kriegsteilnehmer_innen und Menschen, die noch im Kriegsgebiet leben und direkt vom Konflikt in der Ostukraine betroffen sind, leisten. Die Teilnehmenden kommen aus den Regionen Charkiw, Mykolajiw, Tscherkassy, Donezk, Dnipropetrowsk, Saporischschja, Luhansk und Kyiv und führen bereits im Rahmen der Ausbildung jeweils 20 kostenlose Supervisionsitzungen für Psycholog_innen, Psychotherapeut_innen und Sozialarbeiter_innen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, durch, um die ukrainische Zivilgesellschaft aktiv in der Konfliktnachsorge zu unterstützten.