Von den Kriegshandlungen zurückgekehrte KriegsteilnehmerInnen, verfügen oftmals nur über einen eingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt: Grund hierfür sind in Folge des Krieges entstandene Vorurteile von Seiten der Arbeitgeber wie auch typische Schwierigkeiten auf Seiten der Veteranen sich nach, und mit den Kriegserfahrungen wieder in das zivile Leben zu integrieren. Hinzu kommen, insbesondere in den Regionen und auf dem Land, mangelnde Rehabilitationsmöglichkeiten sowie fehlende und ungenügende Angebote psychotherapeutischer Hilfe. Und schließlich mangelt es gerade in den ländlichen Regionen an Arbeitsplätzen. Nicht selten führt alle dies zu Spannungen und Konflikten zwischen der lokalen zivilen Bevölkerung und den zurückgekehrten Kriegsteilnehmern.
Auf diese Problemsituation reagiert das Soziale Unternehmen «Родиннэ Тэпло» (Wärme der Familie) in der Nähe von Saporischschja mit seinen Leitprinzipien: Mut, Zuversicht und Beistand. Wie schon der Name des Sozialen Unternehmens sagt, möchte dieses einen Ort schaffen, an dem insbesondere KriegsteilnehmerInnen Trost und Zuversicht erfahren, eine berufliche Perspektive erhalten und auf diese Art und Weise ins zivile Leben und in die Gesellschaft re-integriert werden.
Gegründet wurde das soziale Unternehmen im Februar 208 von Olena Pehotina in der Nähe von Saporischschja, einer Teilnehmerin unserer Schulungsreihe „Soziales Unternehmertum als Handlungsstrategie zivilgesellschaftlicher Akteure zur Bearbeitung und Prävention kriegsbedingter sozialökonomischer Konflikte“. Zusammen mit ihrem Mann hat Olena Pehotina ein altes Fabrikgelände zu einer Hühnerfarm umgestaltet und produziert dort Eier, in deren Produktion aktuell fünf Mitarbeiter, darunter drei ehemalige KriegsteilnehmerInnen und zwei zivile Ortsansässige beschäftigt sind.
Die Hühnerfarm «Родиннэ Тэпло» (Wärme der Familie) reagiert auf die oben geschilderte kriegsbedingte Problemsituation und bietet ehemaligen KriegsteilnehmerInnen auf ihrem Eierhof nicht nur Arbeitsplätze, sondern stellt hier auch psychologische Hilfe in Form von regelmäßig stattfindenden psychotherapeutischen Gesprächsrunden für die Kriegsveteranen bereit. Zu diesen therapeutischen Gesprächsrunden sind nicht nur die auf der Hühnerfarm beschäftigten Veteranen eingeladen, sondern auch alle anderen im Ort lebenden Kriegsveteranen. Aktuell nehmen an den Gesprächsrungen acht Männer teil.
Außerdem integriert das Soziale Unternehmen «Родиннэ Тэпло» (Wärme der Familie) bewusst Kriegsveteranen und Vertreter der zivilen lokalen Bevölkerung in den gemeinsamen Arbeitsprozess, um so zum Dialog zwischen diesen beiden Gruppen und hierdurch zum Abbau von gegenseitigen Vorurteilen beizutragen.
Im Rahmen unseres Projektes werden insgesamt vier ukrainischen Sozialen Unternehmen zur Konfliktnachsorge vom September 207 bis Juni 208 gegründet und in ihrer Anfangsphase von ExpertInnen fachlich bei ihrer unternehmerischen Tätigkeit unterstützt. Die Unternehmenskonzepte haben die TeilnehmerInnen der Schulungsreihe „Soziales Unternehmertum als Handlungsstrategie zivilgesellschaftlicher Akteure zur Bearbeitung und Prävention kriegsbedingter sozialökonomischer Konflikte“ unter Anleitung und fachlicher Begleitung von ExpertInnen des Sozialen Unternehmertums, den TrainerInnen der Schulungsreihe, aus der Ukraine und Deutschland, entwickelt und realisiert.