Vom . bis 4. Dezember fand in Kyiv das zweite und letzte Modul der Ausbildung von zivilgesellschaftlichen TrainerInnen und BeraterInnen in der Prävention und Reduktion konfliktbedingter Diskriminierungen statt. Die Trainerin Marina Chernivsky, Projektleiterin von „Perspektivwechsel Plus“, einem Projekt der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. (Berlin), lehrte unseren zivilgesellschaftlichen AktivistInnen aus der Ukraine erprobte Instrumente und Methoden, mit denen Diskriminierungen zum Einen bewusst gemacht werden und diesen zum Anderen wirksam begegnet werden kann. Und wie Antidiskriminierungsarbeit in Konfliktgebieten geleistet werden kann und was hierbei beachtet werden muss. Zugleich gab sie ihnen wertvolle Einblicke in die aktuelle Antidiskriminierungsarbeit und Konzepte der Erinnerungskultur in Deutschland.
Die zweiteilige Schulungsreihe dieses Projektes schloss unmittelbar an die Schulungsreihe zu Antidiskriminierungsarbeit des Vorprojektes von 205-206 an, in welcher die selben TeilnehmerInnen die ersten zwei Module ihrer Ausbildung zu AntidiskriminierungstrainerInnnen in Konfliktgebieten absolvierten. Nun wurde diese Ausbildung mit dem insgesamt vierten und letzten Modul, das Anfang Dezember stattfand, abgeschlossen.
In den ersten beiden Ausbildungsmodulen, die im Rahmen des Vorgängerprojekts stattfanden, ging es vorrangig um die Entstehung von Vorurteilen und das Denken in Stereotypen sowie um das Erkennen der verschiedenen Erscheinungsformen von Diskriminierung. Im dritten Modul lernten die TeilnehmerInnen zum einen Strategien zur Distanzierung von diskriminierendem Verhalten kennen, und zum anderen wurden sie in unterschiedlichen Ansätzen der Prävention und Lösung von Konfliktsituationen geschult, wie beispielsweise dem Ansatz der Multiperspektivität, der Empowerment-Methode oder der diskriminierungssensiblen Leitung von Dialoggruppen. Daran anknüpfend haben die ukrainischen AktivistInnen die praktischen Werkzeuge erarbeitet, mit denen sie als TrainerInnen in der Arbeit zur Reduktion und Prävention von konfliktbedingten Diskriminierungen operieren können.
Das letzte und insgesamt vierte Modul der Schulungsreihe startete mit der Systematisierung der bereits erworbenen Kenntnisse und war der Vertiefung der eigenen Trainerfähigkeiten mit Hilfe praktischer Übungen, wie z. B. der „Brille des Trainers“ gewidmet. Darüber hinaus konnten die TeilnehmerInnen mit Hilfe dieser praktischen Übungen nicht nur ihre Trainerfähigkeiten verbessern, sondern auch neue Konzepte für verschiedene Antidiskriminierungstrainings entwickeln und zukünftige Projekte planen.
Der letzte Tag des Trainings diente dem Erfahrungsaustausch, in dem die TeilnehmerInnen persönliche Einsichten und Ergebnisse ihrer Antidiskriminierungsarbeit aus diesem und dem vergangenen Jahr miteinander besprechen konnten.
Zudem wurden die im Rahmen unseres Projektes geförderten und begleiteten Kleinprojekte präsentiert und der Dokumentarfilm „Transit Point“ gezeigt, welcher das Ergebnis eines der geförderten Kleinprojekte ist. Das Thema des Films, die Flucht der Volksgruppe der Lemken aus dem Kriegsgebiet in der Ostukraine 204 sowie ihre Vorgeschichte, die Zwangsumsiedlung der Lemken zu Zeiten der Sowjetunion aus der Westukraine in die Ostukraine zeigt deutlich die Beliebigkeit, mit denen Menschen auf Grund ihrer Herkunft Eigenschaften zugeordnet werden, welche dann wiederum als Grundlage bzw. Rechtfertigung für die Diskriminierung dieser Menschen genutzt werden.
Neben dem Kleinprojekt, in dessen Rahmen der gerade erwähnte Film entstand, wurden im Rahmen unserer Ausbildung insgesamt fünf Kleinprojekte gefördert, die durch die Trainerin Marina Chernivsky fachlich begleitet wurden. (Weitere Informationen zu den Kleinprojekten finden Sie auf den Seiten der Projektkomponente: „Bewältigung konfliktbedingter Diskriminierungen“.)
Beim Abschlusstreffen des vierten Moduls war auch Maria Slesazeck, die Leiterin des Projekts „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden“, anwesend. Gemeinsam mit Marina Chernivsky, überreichte sie den ausgebildeten MultiplikatorInnen die Zertifikate zum/r „Trainer/in für Antidiskriminierungsarbeit in Konfliktgebieten“. Diese Zertifikate bestätigen abschließend und zugleich anerkennend, dass die Teilnehmenden zu qualifizierten TrainerInnen und BeraterInnen für die Antidiskriminierungsarbeit in (Post-)Konfliktgebieten ausgebildet wurden.
Wir gratulieren allen TeilnehmerInnen zum erfolgreichen Ausbildungsabschluss und wünschen gutes Gelingen und Erfolg bei den zukünftigen Projekten.
Im Anschluss und als weiteres Ergebnis dieser Projektkomponente entsteht ein dreisprachiges Methodenhandbuch zur Antidiskriminierungsarbeit in Konfliktgebieten, mit dem die Methoden von Maria Chernivsky auch anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren zugänglich gemacht sowie Beispiele effektiver Antidiskriminierungsarbeit in Konfliktregionen am Beispiel der Ukraine präsentiert werden.