Was ist konfliktbedingte Diskriminierung und ist sie überhaupt ein Thema in der ukrainischen Gesellschaft? Wie zeigt sich diese Diskriminierung und wie könnte man ein kritisches und antidiskriminierendes Bewusstsein aufbauen? Im Rahmen des Ausbildungsprogramms „Förderung des Antidiskriminierungsbewusstseins bei Jugendlichen mittels Antidiskriminierungstrainings“ werden Jugendlich in sieben Seminaren Antworten auf diese und andere Fragen suchen und bearbeiten.
Das Kleinprojekt wird im Rahmen unserer Schulungsreihe „Handlungsmöglichkeiten gegen konfliktbedingte Diskriminierungen“ gefördert und fachlich unterstützt und ist ein Teil des dauerhaften internationalen Projekt „Kriegsfolgen gemeinsam überwinden“. Organisatorin und Kursleiterin des Projektes „Förderung des Antidiskriminierungsbewusstseins bei Jugendlichen mittels Antidiskriminierungstrainings“, Viktoriya Makarowa aus dem „Zentrum für soziale Initiativen und Partnerschaften“, ist einer der Teilnehmerin dieser Schulungsreihe. Mit ihrem Projekt kann sie das erworbene Wissen nun direkt in die Tat umsetzen und unmittelbar auf die kriegsbedingten Vorurteile und Konflikte zwischen Jugendlichen in Tscherkassy reagieren.
Das Kleinprojekt wurde am 4. März 207 in Tscherkassy mit einem ersten Training zum Thema der konfliktbedingten Diskriminierung gestartet. Das Ausbildungsprogramm ist für 6 Jugendliche im Alter zwischen 3 und 8 Jahren angelegt und realisiert, die aus den unterschiedlichen Bildungseinrichtungen der Stadt Tscherkassy zusammen kommen. Dabei stammen die Teilnehmenden des Programms sowohl aus Tscherkassy selbst oder zählen zu den Binnenvertriebenen.
Das Ziel dabei ist, stereotypes Denken bei jungen Menschen, das ihnen oft durch ‚erwachsene Vorbilder’ aufgedrängt wird, zu vermeiden. Besonders mit Blick auf Binnenflüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund stellt dies eine zentrale Aufgabe dar. Ein weiteres Ziel ist die Entwicklung eines kritischen Denkens und eines Antidiskriminierungsbewusstseins. Das Projekt entstand als Reaktion auf vermehrte Diskriminierungen innerhalb der ukrainischen Gesellschaft in Folge des bewaffneten Konfliktes im Osten des Landes.
So berichtet Viktoriya Makarowa über das Projekt und die Ergebnisse der ersten Trainings: „Vielen Teilnehmenden erschien die Verbreitung von Diskriminierung in der Gesellschaft noch vor Schulungsbeginn als gering oder bedeutungslos. Und erst während des Lehrprozess’ wurde ihnen klar, dass man die Diskriminierungen in mehreren Gesellschaftsgruppen erkennen kann“.
Die Ausbildung verläuft in einem interaktiven Format, wobei der Wissenstransfer und -erwerb im Wechsel mit praktischen Übungen und Teamarbeit der Teilnehmenden stattfindet. Hierfür werden verschiedene Methoden benutzt: informative Gespräche sowie Rollenspiele und interaktive Übungen, aber auch spezifische Methoden für die Entstehung des kritischen Denkens. Ein besonderes Augenmerk während des Trainings liegt auf der Reflexion; der Fähigkeit, eigene Gefühle, Erfahrungen und Verhalten zu analysieren.
Die Ausbildung ist im vollen Gange, wobei fünf von sieben eintägigen Trainingseinheiten bereits abgeschlossen sind. Und schon auf dieser Etappe kann man mit Sicherheit sagen, dass die Teilnahme an dem Seminar ein wichtiger Fortschritt zum Persönlichkeitswachstum und Erwerb neuer Kenntnisse ist, die man individuell im eigenen sozialen Umfeld weiter teilen kann. Zudem verhilft das Projekt zu mehr Verständnis dafür, dass die Antidiskriminierungsarbeit, insbesondere im Konfliktgebiet, an erster Stelle mit der Selbstreflexion und dem Respekt gegenüber den Rechten und Freiheiten Anderer beginnt.